Sound Stories

Der Komponist des Soundtracks von The Mandalorian über die zweite Staffel

Steven Saftig

Global Head of Editorial

Während seine mit einem Emmy ausgezeichnete Filmmusik für The Mandalorian die Reise eines einsamen Mannes erzählt, ist Ludwig Göranssons Leben geprägt von langjährigen Freundschaften (Ryan Coogler, Donald Glover), erfolgreichen Partnerschaften (Jon Favreau, Christopher Nolan) und dem Bestreben, sein Leben und seine Arbeit von unterschiedlichen musikalischen Kulturen, Stilen und Ausdrucksformen aus aller Welt beeinflussen zu lassen. Von den handgefertigten Instrumenten, auf denen er als Kind spielte, bis hin zur Zusammenarbeit mit dem technischen Sonos Team bei der perfekten Anpassung der Arc: Göransson hat eine besondere Leidenschaft für Sound in all seinen Facetten. Sein neuer Radiosender auf Sonos Radio, Things That Stuck, geht heute live. In diesem Interview verrät er, was ihn zu seinem Radiosender inspiriert hat, warum er kurz vor der Bekanntgabe der Gewinner bereits wusste, dass er den Academy Award erhalten würde, und was die zweite Staffel von The Mandalorian so besonders macht.

Es war ein ganz besonderer Moment für Ludwig Göransson, als er hörte, wie das Orchester die Komposition spielte, die er für die erste Staffel von The Mandalorian geschrieben hatte. „Durch das Orchester wird die Musik erst richtig zum Leben erweckt“, sagt er. „70 bis 80 der besten Musiker weltweit treffen aufeinander und spielen auf einzigartige Art und Weise ihre Instrumente. Das ist der Moment, in dem die Musik eine persönliche Note bekommt.“ Bis dahin hatte er Musik größtenteils allein entwickelt, auf eine sehr behutsame und präzise Art und Weise. Im Fall von The Mandalorian hatte er vor den Treffen mit dem Orchester sieben Monate lang an der Komposition gearbeitet. Die Messlatte lag dabei sehr hoch: Die Musik für die erste Staffel der Star Wars Live-Action-Serie musste zur einzigartigen Vision des Produzenten Jon Favreau und der gefeierten Originalfilmmusik von John Williams passen. Daher war der Moment, als das Orchester hinzukam, sehr bedeutsam. „Ich werde dem Erlebnis, selbst ein Kind zur Welt zu bringen, wohl nie näher kommen“, so Göransson.

Als nächstes folgte eine intensive Zusammenarbeit, elementarer Bestandteil von Göranssons Karriere „Einer der schönsten Aspekte dieses Prozesses ist es, gemeinsam mit dem Orchester in dem Raum etwas zu formen, etwas, von dem man vorher nicht wusste, dass es existiert, von dem man nicht wusste, wie es klingen würde“, erklärt er. „Man hat eine Idee, und wenn man mit einem großartigen Orchester zusammenarbeitet, kann man ihm erklären, welche Vision hinter der Musik steht. Es ist ein wunderbares Gefühl, mitzuerleben, wie sich dies auf die Arbeit des Orchesters auswirkt.“

Musik berührt

Seitdem Göransson Kind war, hat das Star Wars Universum das Verständnis von „Zukunft“ geprägt. Als jedoch der Zeitpunkt gekommen war, die Komposition für The Mandalorian zu schreiben, entschied er sich bewusst für einen konventionelleren Ansatz. „Ich wollte mit dem Gefühl an das Thema herangehen, das ich als Kind hatte, als ich Star Wars das erste Mal sah“, sagt er. „Die einzige Möglichkeit, dieses Gefühl von früher wieder aufleben zu lassen, bestand darin, den Computer auszuschalten und richtige Instrumente zu nutzen, die ich anfassen konnte.“ Göransson griff zuerst zu einem Instrument, das viele noch aus ihrem Musikunterricht in der Schule kennen — die Bassblockflöte aus Holz. „Als ich ihren einzigartiger Sound zum ersten Mal hörte, zog er mich sofort magisch an“, beschreibt er. „Also probierte ich einen Tag lang herum. Das Ergebnis sind die ersten Töne, die im Soundtrack von The Mandalorian zu hören sind.“

Nach seinen ersten Gesprächen mit Favreau verstand Göransson sofort, dass der Sound die spezielle Atmosphäre der Reise des Einzelgängers wiedergeben sollte. Also begab sich Göransson selbst auf eine derartige Reise und verbrachte Stunden alleine in einem Studio mit zahlreichen Instrumenten. „Ich wollte, dass die Musik persönlich und intim wirkt. Außerdem sollte sie zu Beginn eher dezent sein. Beim Riff kam mir die Idee, einen Herzschlag darunter zu legen. Also nahm ich die Trommel und fügte einen Herzschlagton hinzu. Danach ging ich ans Klavier und schrieb die Bassline. Anschließend komponierte ich mithilfe meiner E-Gitarre die erste Melodie mit leichten Verzerrungen. Ich verbrachte praktisch einen Monat in meinem Studio und wechselte von einem Instrument zum nächsten.“

Musik ist ein wesentlicher Bestandteil des Star Wars Universums. Allerdings spielt sie in The Mandalorian eine noch bedeutendere Rolle. „Musik ersetzt Gesichtsausdrücke des Mandalorianers“, erklärt Göransson. „Sein Gesicht ist wegen des Helms niemals zu sehen. Man hört lediglich seine Stimme und sieht nur seine Körpersprache. Daher ist Musik unglaublich wichtig, um Gefühle zu transportieren.“

Damit seine Komposition perfekt zum High-Tech-Design und der Atmosphäre der Serie passte, arbeitete Göransson sehr eng mit dem Sound Team zusammen. „Für mich sind Sound und Musik nicht voneinander zu trennen“, sagt er. „Dank der heutigen Technologie können wir den Sound anpassen. Wir können einen Sound, der jedem vertraut ist – beispielsweise das Klirren der Stiefel des Mandalorianers – in ein Musikelement verwandeln. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie wir neue Technologie mit Sound nutzen und Sound in Musikelemente verwandeln können. Dadurch wird dem Publikum ein vollkommen neuartiges Hörerlebnis geboten, wie sie es bis dahin noch nicht kannten.“

Göranssons eigene Vorfreude auf die zweite Staffel der Serie ist groß. „Die Zuschauer:innen erwarten viele neue Orte“, erklärt er. „Sie werden viele neue Charaktere kennenlernen und Dinge sehen, die sie noch nie gesehen oder erlebt haben. Es wartet also ein aufregendes Abenteuer.“

Musik motiviert

Einer von Göranssons ersten großen Aufträgen in Hollywood war die Komposition für die NBC-Serie Community. Während seiner Arbeit lernte er Donald Glover kennen, einen der Hauptdarsteller der Serie. Glover war beeindruckt von Göranssons Hintergrund im Bereich Klassik und Jazz. So begannen sie, gemeinsam an der Musik für Glovers Alter Ego, Childish Gambino, zu arbeiten. Die Zusammenarbeit war ein absoluter Erfolg: Der Song „This Is America“ und das dazugehörige Video wurden mit vier Grammys ausgezeichnet.

Göransson lässt sein vielfältiges Talent, dem er diese Auszeichnungen zu verdanken hat, stets in seine unverwechselbare Filmmusik einfließen. „Alle Eindrücke, die ich bei meiner Arbeit gewinne, werden Teil der Filmmusik. Dazu zählen Ideen, die mir während der Arbeit an einem Album kommen und die ich anschließend in Filmen verarbeite. Ich liebe es, verschiedene Welten miteinander verschmelzen zu lassen und dadurch etwas vollkommen Neues zu schaffen.“

Die Partnerschaft, die Göransson letztendlich den Academy Award einbrachte, begann jedoch noch vor seiner Zusammenarbeit mit Glover. Während er „Scoring for Motion Picture and Television“ an der University of Southern California (USC) studierte, lernte er bei einer Runde Billard auf einer Party den Studenten und Regisseur Ryan Coogler kennen. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und unterhielten sich über ihre liebsten schwedischen Hip-Hop-Künstler. So kam es, dass Coogler Göransson bat, seinen Film Locks zu vertonen. Später vertonte Göransson zwei weitere, bekanntere Filme von Coogler: Fruitvale Station (2013) und Black Panther (2018). Göransson sagt dazu: „Ich habe das große Glück, dass ich bei jedem meiner Projekte dazulerne und neu inspiriert werde. Beispielsweise habe ich bei der Arbeit an Black Panther nicht nur neue Musik, sondern auch die große Bedeutung von Musik für die vielen verschiedenen afrikanischen Kulturen kennengelernt. Mit vielen der Künstler:innen, die an der Filmmusik mitgearbeitet haben, habe ich enge Freundschaften geschlossen. Ich spreche mit ihnen mindestens einmal pro Woche und erfahre dabei, was Musik für sie bedeutet. Musik hat mir so viele neue Freundschaften und Möglichkeiten beschert, die ich mir nie erträumt hätte.“

Für seine Mitarbeit an Black Panther bekam Göransson seinen ersten Oscar. Obwohl er von der prestigeträchtigen Nominierung für den Oscar komplett überrascht war, hatte er dennoch kurz vor der Verkündung eine Vorahnung, dass er den Award erhalten würde. „Der Award wurde von Tessa Thompson und Michael B. Jordan überreicht, mit denen ich bereits bei Creed zusammengearbeitet hatte“, erklärt er und bezieht sich dabei auf den Film, den er im Jahr 2015 vertont hatte. „Ich erinnere mich noch genau an ihre Reaktion, als sie den Umschlag öffneten, sodass ich das Gefühl hatte, dass ich den Award erhalten würde. Es war absolut surreal.“

Musik inspiriert

Zu Things That Stuck, seinem neuen Radiosender auf Sonos Radio, sagt Göransson: „Es sind die vielseitigen musikalischen Erlebnisse, die mich zu diesem Punkt meiner Reise als Künstler und zu diesem Radiosender geführt haben“. Aufgrund seines facettenreichen Musikgeschmacks eignete sich Göransson perfekt, um einen Radiosender für Sonos Radio zu entwickeln. „Einer der wichtigsten Aspekte meiner Karriere ist, dass ich so viele unterschiedliche Genres, Stile und Arten von Musik aus aller Welt kennengelernt habe“, erklärt er. „Vermutlich war ich dafür offen, weil ich Menschen kennengelernt habe, zu denen ich eine Bindung aufgebaut habe. Dadurch hört man dieser Person auf ganz andere Art und Weise zu. Durch die musikalische Inspiration anderer Menschen, die mir nahe stehen, bin ich zu dem Komponisten und der Person geworden, die ich heute bin.“ Er fügt hinzu: „Things That Stuck umfasst all diese verschiedenen Musikgenres. Dies sagt wahrscheinlich bereits einiges über die Musik aus, die ich komponiere. Ich kombiniere unterschiedliche Genres und Instrumente, die man normalerweise nicht zusammen hört. Ich experimentiere einfach gern.“

Things That Stuck ist eine Mischung aus der Musik, die Göranssons Arbeit beeinflusst hat, Künstler:innen, für die er Musik produziert hat, und Songs, die ihn persönlich inspiriert haben. Der Radiosender umfasst klassische Musik und Jazz, aber auch Filmmusik, Indie, Hard Rock und mehr. „Dieser Sound, diese Songs und Melodien sind fest in meinem Hippokampus verankert“, sagt er. „Sie sind Teil meiner Sprache. All diese Dinge wurden mir seit jeher von meinem Vater vermittelt, da er es war, der mich zur Musik gebracht hat. Außerdem thematisiert der Radiosender Songs und Künstler:innen, die ich privat kennengelernt habe, beispielsweise durch Freunde, eine Band oder durch Treffen mit meinem besten Freund, als wir uns im Wohnzimmer gegenseitig Musik gezeigt haben, oder auch im Auto, weil es dort ein gutes Sound System gab.“ Nach der offiziellen Veröffentlichung wird der Soundtrack der zweiten Staffel von The Mandalorian zusammen mit Kommentaren von Göransson und einem exklusiven Blick hinter die Kulissen auch auf Things That Stuck zu hören sein.

Göranssons Leidenschaft für Sound hat den Grundstein für die langjährige Zusammenarbeit zwischen ihm und Sonos gelegt. „Wie man einen Film erlebt, wird zu einem großen Teil durch Sound beeinflusst“, erklärt er. „Ich habe diese Erkenntnis durch die Zusammenarbeit mit den vielen Regisseuren zu verdanken, denen Sound ebenfalls enorm wichtig ist. Dies hat meine Karriere erheblich beeinflusst.“ Gegen Ende der Arbeit an der Anpassung der Arc haben wir bei Sonos Göransson gebeten, einzuschätzen, wie sich seine mit dem Oscar ausgezeichnete Filmmusik für Black Panther auf unserer neuesten Soundbar anhört. Göransson wollte zuerst eine bestimmte Szene hören – die Kampfszene zwischen T’Challa und Killmonger am Wasserfall. „Ich erinnere mich, dass dies eine der am schwierigsten abzumischenden Szenen war“, sagt er. „Während der gesamten Kampfszene sind der donnernde, tosende Wasserfall, die Personen im Hintergrund, die Filmmusik und Soundeffekte zu hören. Wie schafft man es nun, dass all diese Sounds zu hören sind? Beim Testen der Arc haben wir diese Szene immer wieder abgespielt. Es war interessant zu sehen, wie Sonos Tontechniker:innen die Arc immer punktgenau abstimmen konnte. Letztendlich hatte ich das Gefühl, dass sich hinter dem Fernseher ein echter Wasserfall befand – und die Musik davor. Das habe ich auf einem Fernseher in der Form noch nie gehört.“

Musik verbindet

Zusätzlich zu Göransson Filmmusik aus der zweiten Staffel von The Mandalorian ist seine Musik auch in Tenet von Regisseur Christopher Nolan zu hören. Wie bei vielen seiner vorherigen Partnerschaften schaffte es Göransson, sich durch die Musik gut mit dem gefeierten Regisseur zu verstehen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. „Ich habe zuerst das Drehbuch von Tenet gelesen und mich anschließend mit Chris [Nolan] getroffen. Bei diesem Treffen habe ich ihm sehr viele Fragen gestellt“, erzählt er. „Unter anderem spielten wir uns dabei gegenseitig Musik vor – Musik, die uns in unserem Leben inspiriert hat. Dieses Gespräch und das gegenseitige Vorspielen von Musik war sehr hilfreich, um uns kennenzulernen, und wurde zur Grundlage unserer Zusammenarbeit.“

Obwohl Göransson zuhause kein Orchester zur Verfügung hat, spielt Musik auch in seinem Privatleben eine große Rolle. „In unserem Haus läuft immer Musik. Meine Frau Serena ist Violinistin und spielt unserem einjährigen Kind immer Songs vor“, sagt er. „Musik umgibt uns zu jeder Zeit und wir sprechen viel darüber.“

Entdecke Ludwig Göranssons facettenreichen Musikgeschmack und höre jetzt auf Sonos Radio Things That Stuck. Erlebe außerdem ab dem 30. Oktober die neue Staffel von The Mandalorian auf Disney+.

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